Der St.Galler Reformator Joachim von Watt (Vadian) hat den mehrstimmigen Gesang in der Kirche einmal als «Getümmel vieler zugleich Singender» und als «Lärm, der die Luft prügelt» kritisiert. Dennoch hat sich der Chorgesang auch im reformierten Gottesdienst durchgesetzt – und dies statt in Latein in der Volkssprache: Musik sollte und wollte Verkündigung und Predigt sein.
Solche «Musik als Klangrede» stand im Zentrum des Programms, das der Tablater Konzertchor St.Gallen zum Jubiläum 500 Jahre Reformation aufführte. Der Titel «Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn» verweist auf Jakobs nächtlichen Kampf mit dem Engel, wie er im 1. Buch Moses erzählt wird. Johann Hermann Schein (1586-1630), als Thomaskantor ein Vorgänger von J.S.Bach, hat diesen und zwanzig weitere alttestamentarische Texte zu fünfstimmigen Miniaturen im Zyklus «Israelsbrünnlein» verdichtet – das Werk gilt als Geburtsstunde des deutschsprachigen Barock. Eine Auswahl daraus stand im Zentrum des Konzerts. Höchst bildhaft und emotional sind auch die doppelchörigen Psalmvertonungen des mit Schein befreundeten Heinrich Schütz (1585-1672): «Aus der Tiefe ruf ich, Herr, zu dir» und «Singet dem Herrn ein neues Lied». Den Bogen zur reformierten Kirchenmusik des 20. Jahrhunderts schlagen Hugo Distlers (1908-1942) Motetten «Das ist je gewisslich wahr» und «Ich wollt, dass ich daheime wär». Eine heutige, fragende und entschieden überkonfessionelle Stimme kam schliesslich mit lyrischen Zwischentexten zu Wort.
Die Tablater freuten sich über die erneute Zusammenarbeit mit den Instrumentalistinnen Marie-Louise Dähler, Bettina Messerschmidt und Maria Ferré sowie mit Anja Tobler, Schauspielerin am Theater St.Gallen, als Sprecherin.
➔ Kritik von Bettina Kugler (Tagblatt 07.03.2018, S. 15)
Bertold Suhner Stiftung Herisau | Hans und
Wilma Stutz Stiftung Herisau
Lienhard Stiftung Teufen | Billwiller Stiftung St.Gallen
Am 13. Januar 2018 wirkten wir beim Klanghalt im Katharinenkloster in St. Gallen mit.
Fotos: Andreas Schwendener (Klick auf Bild startet Diashow.)
Der Luther-Choral "Was fürchtst du, Feind Herodes, sehr", den wir in der Bearbeitung von J. R. Brell sangen, geht auf einen lateinischen Choral zurück, der vermutlich aus eben diesem Katharinenkloster St. Gallen stammt.
Aus unserem aktuellen Konzert-Repertoire stammten die Werke von Hugo Distler "Ich wollt', dass ich daheime wär" und von Johann Hermann Schein "Unser Leben währet siebnzig Jahr".